Heute war ein wunderschöner Herbsttag in Hamburg. Die Stadt, die mir so fremd ist, hat sich heute von ihrer schönsten Seite gezeigt. Schön auch, weil heute wieder Erntedankfest im Museumsdorf Volksdorf gefeiert oder besser veranstaltet wurde. Wir waren dort schon letztes Jahr mit unseren Kindern. Damals haben wir den Apfelschneider entdeckt und unsere Tochter hatte gefühlt 10 Kilo Äpfel in Ringe gedreht. Es hatte ihr Spaß gemacht, mit so vielen Opas zusammen zu sein. Kutschefahren fand sie auch super. Deswegen sind wir heute auch hin, mussten unbedingt hin. Ich fange an, mich zu Hause in Hamburg zu fühlen. Das mir sowas passiert….
Damit der Artikel nicht grundlos hier und statt bei Alltägliches steht, komme ich mal lieber zum Thema. Nur für den Fall, das jemand meine Vision mit mir ernst nehmen möchte. Ich sollte vielleicht sogar besser von Mission sprechen. (Die Schulwelt mit einem Blog verändern 🙂
Meine Tochter und ich haben heute gelernt, wie aus Getreide Mehl wird. Das könnte man in die Grundschule verorten und geht mich daher nichts an, da ich mich um unsere Kinder ab Klasse 5 sorge, aber das Lernsetting ist generell und lässt sich genauso auf andere Inhalte übertragen.
Ich wusste natürlich, wie aus Getreide Mehl gemacht wird. Das habe ich irgendwann einmal gelernt. Vielleicht sogar in der Schule. Ich vermute, ich habe es auch mal bei der Sendung mit der Maus gesehen. Aber, obwohl ich vom Dorf komme, habe ich das noch nie gemacht. Wir hatten also heute die Möglichkeit, Roggen auszuschlagen auf einer Art Dreschbalken, dann gab es eine Windfege, die Spreu und Körner getrennt hat und der Verein hatte sogar einen Mahlstein aus Granit zum Ausprobieren aufgestellt. Wir beide haben alle Schritte mitgemacht und ich vermute, während wir mit unseren Händen den runden, straußeneigroßen Stein auf den Roggenkörnern wälzten und drehten und uns mit dem Mehl schmutzig machten, wuchsen dicke Nervenstränge in unserem Kopf und wurden sofort ummantelt und damit unauslöschbar gemacht. Wir haben gelernt! Aus erster Hand! Genial! Und es hat Spaß gemacht. Am liebsten hätten wir richtige Mengen produziert und im Anschluss im Backofen nebenan unser Brot gebacken. Aber es wollten ja alle mal dran kommen. Auf diesselbe Weise haben wir erfahren, wie früher Apfelsaft gewonnen wurde und welche Spiele Kinder so gespielt haben und durch die Trachten und Gebäude kam ich mir überhaupt vor wie bei einer Zeitreise. Ist ein echter Geheimtipp, dieses Museumsdorf.
Das Argument ist alt und wahrscheinlich jedem bekannt. Natürlich lernt man vor Ort besser, natürlich ist Ausprobieren nachhaltiger als nur Hören oder Lesen. Deswegen zeigen wir Bilder im Unterricht, oder bringen Dinge zum Anfassen mit oder Kinder dürfen auch mal in die Trompete reinblasen. In der Schule der Stärke müssen Projekte ganz wichtig sein. Projekte, in denen man sich mit einer Sache intensiv selbständig beschäftigt. Nur das bleibt im Kopf und ist dann auch wirklich verwendbar. Das ganze Halbwissen, was ich aus meiner Schulzeit im Kopf habe, vermittelt mir hingegen eh nur allzu oft das Gefühl, dies oder jenes jetzt wissen zu müssen. Leider wird mir zu oft der Zugriff verweigert, ich vermute, weil das in der Schule angeblich Gelernte eben viel zu diffus ist und nicht gründlich genug gelernt wurde. Naja, vielleicht hätte ich fleißiger lernen sollen.
Soweit für das Lernen für heute.
Ich habe mich gefragt, ob Ihr oder besser Du, mein lieber Leser eigentlich ähnliche Erfahrungen mit Schule gemacht hast. Ich meine, wie sind denn Eure Erfahrungen mit Schule. Ich bin ja hoffentlich nicht der Einzige, der Schule verbesserungswürdig findet. Wir Lehrer wollen das ja immer irgendwie selber lösen und machen dann besonders tollen Unterricht oder wir finden Schule eigentlich perfekt. Leider sind die Schüler jedes Jahr schwächer und wir schaffen immer weniger Stoff.
Alle anderen, die hier zufällig auf meine Seite treffen, wie fandet Ihr denn Schule? Ich mein, seid Ihr zufrieden? Ich mache mir ja ernsthaft Sorgen…
Danke fürs Lesen und eine gute Woche.
Euer Peter G. Lessing.